Ducati enthüllt MotoE Bike


30.06.2022
Ducati enthüllt die technischen Details des MotoE-Projekts in einem Video, in dem der Prototyp von dem Team vorgestellt wird, das seine Entstehung und Entwicklung begleitet hat (direkter Link zum Video hier).

Die Initialen "V21L" in Borgo Panigale kennzeichnen das erste Elektromotorrad von Ducati, ein Prototyp, der ab 2023 im FIM MotoE™ World Cup antreten wird, bei dem der Motorradhersteller aus Bologna als alleiniger Ausrüster mit 18 Motorrädern an jedem Rennwochenende auf der Strecke vertreten sein wird.

Das MotoE-Projekt ist für Ducati von strategischer Bedeutung, da es die Entwicklung von Know-how für die Zukunft ermöglicht und gleichzeitig den Ansatz beibehält, der seit jeher die DNA des Herstellers aus Bologna beflügelt: das Experimentieren mit technologischen Lösungen in der Welt des Rennsports. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, überträgt Ducati später auf die Motorräder, die für begeisterte Ducatisti aus aller Welt bestimmt sind.

Claudio Domenicali, Ducati CEO: "Vor einigen Wochen hatte ich die außergewöhnliche Gelegenheit, mit dem MotoE-Motorrad von Ducati auf der Rennstrecke zu fahren und mir wurde sofort klar, dass ich einen historischen Moment erlebe. Die Welt befindet sich in einer komplexen Phase und die ökologische Nachhaltigkeit ist ein Element, das jeder Einzelne und jedes Unternehmen als Priorität betrachten muss, wenn wir das empfindliche Gleichgewicht unseres Planeten erhalten wollen. Wir bei Ducati haben diese Notwendigkeit erkannt und uns auf die Suche nach einer Herausforderung gemacht, die es uns ermöglicht, zum gemeinsamen Ziel der Reduzierung der CO₂-Emissionen beizutragen und gleichzeitig unserer mit dem Rennsport verbundenen DNA treu zu bleiben. Wir waren fest entschlossen, das leistungsstärkste Elektromotorrad zu entwickeln, das mit der aktuellen Technologie denkbar ist, und dieses Projekt als Labor zu nutzen, das den Weg in die Zukunft ebnet. Das Ergebnis ist überraschend. Als ich auf dem Motorrad saß, erkannte ich die Qualität der vom Team geleisteten Arbeit. In dem Moment, in dem ich in die Box zurückkehrte, fühlte ich ein tiefes Gefühl des Stolzes für das, was wir bei diesem Projekt erreicht haben."


Für die Herstellung des MotoE-Prototyps hat der Motorradhersteller aus Bologna ein Team zusammengestellt, das aus Designern von Ducati und Ducati Corse besteht und eine wirklich außergewöhnliche Mischung von Kompetenzen aufweist. Bei der Entwicklung des Motorrads wurde das für Serienmotorräder übliche Verfahren angewandt, was zu einer engen Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Mitarbeitern führte. Durch dieses technologisch anspruchsvolle Projekt entstanden neue Denk- und Designideen.

Die Aufgabenteilung und der ständige Dialog zwischen den Teammitgliedern waren während des gesamten Prozesses von grundlegender Bedeutung. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Ducati kümmerte sich um alle Projektmanagement-Aktivitäten sowie um die Entwicklung und Simulationen des elektrischen Antriebsstrangs. Das Design des MotoE-Motorrads wurde vom Centro Stile Ducati übernommen, das auch die Lackierung des Motorrads entwarf. Ducati Corse hingegen arbeitete an der Entwicklung der elektronischen Bauteile, an der Software-Steuerung und deren Strategien, an den Simulationen der Dynamik und Aerodynamik des Motorrads und schließlich an der Montage des Motorrads, den Tests und der Datenerfassung.

Das bisherige Ergebnis ist bereits sehr zufriedenstellend: Das MotoE-Motorrad von Ducati hat ein Gesamtgewicht von 225 kg (12 kg weniger als die von der Dorna und der FIM vorgeschriebenen Mindestanforderungen für ein Motorrad, das die Renndistanz absolvieren kann). Die maximale Leistung beträgt 110 kW (150 PS) und das maximale Drehmoment liegt bei 140 Nm. Auf einer Strecke wie Mugello (Italien) sind damit Geschwindigkeiten von 275 km/h möglich.

Vincenzo De Silvio, Direktor für Forschung und Entwicklung bei Ducati: "Für Ducati ist die Möglichkeit, Ausrüster des FIM MotoE™ World Cup zu werden, nicht nur ein technologisch spannendes Unterfangen, sondern auch der beste Weg, um die Herausforderungen des neuen Jahrtausends zu meistern. Der Rennsport ist das ideale Terrain für die Entwicklung innovativer Technologien, die dann auf Serienmotorräder übertragen werden können. Die wichtigsten Herausforderungen in diesem Bereich sind nach wie vor die Größe, das Gewicht, die möglichen Reichweiten der Batterien und die Verfügbarkeit von Ladenetzen. Die Erfahrungen von Ducati im FIM MotoE™ World Cup werden die Produktforschung und -entwicklung sowie die physiologische Entwicklung von Technologie und Chemie wesentlich unterstützen. Die Förderung des internen Know-hows des Unternehmens ist bereits heute unerlässlich, um bereit zu sein, wenn die Zeit gekommen ist, die erste elektrische Straßenmaschine von Ducati in Produktion zu bringen."

Die Mischung aus Fachwissen, Leidenschaft und harter Arbeit des MotoE-Teams von Ducati haben zur Entstehung eines Elektromotorrads mit einzigartigen technischen Lösungen geführt. Angefangen bei der Batterie, dem wichtigsten Bauteil in Bezug auf Masse und Abmessungen, die sich bei der MotoE-Maschine von Ducati durch eine speziell entwickelte Form auszeichnet, die dem natürlichen Verlauf des zentralen Bereichs des Motorrads folgt. Das Batteriepaket wiegt 110 kg und hat eine Kapazität von 18 kWh mit einer in das Heck integrierten 20-kW-Ladesteckdose. Im Inneren befinden sich 1.152 zylindrische Zellen des Typs "21700".

Der verbaute Wechselrichter ist mit seinem geringen Gewicht von 5 kg von einem Hochleistungsmodell abgeleitet, das im Rennsport für Elektrofahrzeuge eingesetzt wird, während der Motor (21 kg Gewicht und eine Höchstdrehzahl von 18.000 U/min) von einem Zulieferer nach den technischen Vorgaben von Ducati entwickelt wurde. Das gesamte System basiert auf einer Spannung von 800 V (bei voll aufgeladener Batterie), um die Leistung des elektrischen Antriebsstrangs und damit auch die Leistung und Reichweite zu maximieren.

Eine der fortschrittlichsten technischen Lösungen, die an der MotoE-Maschine von Ducati getestet wurden, betrifft das Kühlsystem. Die Komponenten des Prototyps werden durch ein besonders ausgeklügeltes und effizientes Flüssigkeitssystem mit doppeltem Kreislauf gekühlt, das auf die unterschiedlichen thermischen Anforderungen der Batterie und der Motor-/Wechselrichtereinheit abgestimmt ist. Dies garantiert sehr gleichmäßige Temperaturen, was nicht nur für die konstante Abgabe der Leistung, sondern auch für die Ladezeiten von großem Vorteil ist. Es ist nicht notwendig, die Batterie abzukühlen, um mit dem Ladevorgang zu beginnen: Die MotoE-Maschine von Ducati kann sofort nach der Rückkehr an die Box aufgeladen werden. Es dauert etwa 45 Minuten, um bis zu 80 % der Reichweite zu erreichen.

Das Carbongehäuse der Batterie fungiert auch als Teil des Chassis. Diese Konstruktion erinnert an die der Ducati Panigale V4, bei der der Motor ein tragendes Element ist und mit einem Aluminium-Monocoque-Frontrahmen verbunden ist, der lediglich 3,7 kg wiegt. Das Heck besteht aus einer 4,8 kg schweren Aluminiumschwinge mit einer Geometrie wie bei der Ducati Desmosedici, die in der MotoGP eingesetzt wird. Der hintere Hilfsrahmen, der das Heck und den Fahrersitz integriert, ist aus Carbon gefertigt.

Die Aufhängung besteht aus einer Öhlins NPX 25/30 Upside-Down-Gasdruckgabel mit einem Standrohr-Durchmesser von 43 mm. Diese Federgabel stammt aus der Superleggera V4. Am Heck arbeitet ein Öhlins TTX36 Federbein, das vollständig einstellbar ist. Auch der Lenkungsdämpfer ist voll einstellbar und wird ebenfalls von Öhlins hergestellt.

Die Bremsanlage wird von Brembo geliefert und ist für die spezifischen Anforderungen der MotoE-Maschine von Ducati ausgelegt. Vorne sind zwei Stahlscheiben mit einem Durchmesser von 338,5 mm verbaut. Die Dicke der Bremsscheiben variiert zwischen 6,8 und 7,4 mm. Der innere Ring verfügt über Kühlrippen, um die Fläche zu vergrößern und somit die Wärme unter extremen den Einsatzbedingungen auf der Rennstrecke besser abzuleiten. Es sind zwei GP4RR M4 32/36 Bremssättel verbaut, die über eine PR19/18 Radial-Bremspumpe bedient werden. Am Hinterrad wirkt der P34 Bremssattel auf eine Einzelscheibe mit 220 mm Durchmesser und 5 mm Dicke, der über eine PS13 Bremspumpe angesteuert wird. Die Teams können ihre Motorräder auch mit einer optionalen hinteren Bremsbetätigung am linken Lenkerstummel ausstatten, die der Fahrer als Alternative zur Fußbremse verwenden kann.

Roberto Canè, Ducati eMobility Direktor: "Ich erinnere mich noch gut an die Entstehung des MotoE-Projekts und an jede Phase der Zusammenstellung des Teams, an die Einbeziehung der Kollegen von Ducati Corse und an die Suche nach Kontakten innerhalb des Volkswagen-Konzerns, die uns Anregungen für die Entwicklung dieses Projekts geben können. Bei der Entwicklung dieses Motorrads sind wir nach demselben Verfahren vorgegangen, das wir normalerweise bei einem Serienmotorrad anwenden. Wir starteten damit, das Design des Motorrads festzulegen. Parallel dazu begann das technische Büro mit der Konstruktion der verschiedenen Fahrzeugkomponenten. Der ursprüngliche Auftrag lautete, ein Rennmotorrad zu entwickeln, das die von der Dorna geforderten Mindestleistungsmerkmale erfüllt. Schlussendlich hat sich das gesamte Team in dieses Projekt verliebt. Es war eine Motivation für uns, ein Motorrad mit noch besseren Eigenschaften zu entwickeln als ursprünglich vom Veranstalter gefordert."

An der Entwicklung der MotoE-Maschine von Ducati war auch das Testteam von Ducati Corse unter der Leitung von Marco Palmerini beteiligt, das auf der Rennstrecke nach den gleichen Methoden wie in der MotoGP arbeitete, auch dank der Unterstützung durch die Fahrer Michele Pirro, Alex De Angelis und Chaz Davies. Durch die Arbeit an der Elektronik sollte eine Gasannahme erreicht werden, die der eines Verbrennungsmotors gleicht. Das Ansprechverhalten der elektronischen Steuerungen (wie Ducati Traction Control, Ducati Slide Control, Ducati Wheelie Control und den Mappings für Gas/Bremse), sollte sich nicht von dem der Rennmotorräder unterscheiden, die die Ducati Fahrer gewohnt sind.

Die Effizienz des Kühlsystems erleichterte die Entwicklungsarbeit auf der Rennstrecke, indem die Ladezeiten auf ein Minimum reduziert und eine für ein Elektromotorrad sehr beachtliche Einsatzdauer realisiert wurde. Das Testteam konnte die Entwicklungs- und Testmethode vom MotoGP-Projekt mit einer präzisen Abfolge von Tests für die verschiedenen Komponenten anwenden, um die Performance des Motorrads zu verbessern. Die Entwicklungsarbeit umfasste eine spezielle Schulung und Ausbildung aller beteiligten Mitarbeiter, wobei das innerhalb des Volkswagen-Konzerns geteilte Wissen genutzt wurde, um die absolute Sicherheit von Fahrern und Technikern zu gewährleisten.

Die Zugehörigkeit von Ducati zum Volkswagen-Konzern, der die Elektromobilität zu einem wesentlichen Element seiner Strategie "New Auto" 2030 gemacht hat, ist die beste Voraussetzung für einen außergewöhnlichen Know-how-Austausch im Bereich der elektrischen Antriebe. Ducati steht in engem Kontakt mit den Kompetenzzentren des Konzerns und dem Centre of Excellence (CoE) in Salzgitter in Deutschland, aber auch mit anderen Marken des Konzerns wie Porsche und Lamborghini.

Der Arbeitsplan des MotoE-Projekts von Ducati hat bereits ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium erreicht und schreitet zügig in Richtung 2023 voran, dem Jahr, in dem Ducati die Rolle des alleinigen Ausrüsters des FIM MotoE™ World Cups mit 18 Elektromotorrädern übernehmen wird. Das nächste Ziel des Herstellers aus Bologna ist es, die Teilnahme am weltweit wichtigsten Wettbewerb für Elektromotorräder zu nutzen, um mit innovativen Technologien zu experimentieren, neue Fähigkeiten zu trainieren und zu untersuchen, wie man, sobald es die Technologie erlaubt, ein Ducati Elektrofahrzeug entwickeln kann, das sportlich, leicht und aufregend ist und alle Enthusiasten zufriedenstellen kann.

Auf der Ducati-Website gibt es jetzt einen Bereich, der dem MotoE-Projekt gewidmet ist. (direkter Link zur Website hier).



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